Polizei- und Katastrophenschutzeinsatz, Ausbildung und Luftraumüberwachung

Deutschland

Von Juli bis Dezember 2007 testete die Polizei Brandenburg einen angemieteten Tragschrauber vom Typ HTC MT-03 auf dem Flugplatz Saarmund auf seine Tauglichkeit für Polizeieinsätze. Vier flugerfahrene Beamte der Landespolizei waren mit dem Praxistest befasst. Zu den Testabschnitten in unterschiedlichen Flughöhen gehörten u. a.:

Hauptmotiv für den Einsatz von Tragschraubern sind die gegenüber Hubschraubern niedrigen Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten. So kostet eine Hubschrauber-Flugstunde durchschnittlich 1.000 Euro, eine Tragschrauber-Flugstunde dagegen nur 120 Euro. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Boden zu beiden Seiten leicht beobachtet werden kann. Die Spitzengeschwindigkeit im polizeibezogenen Einsatz liegt bei 160 km/h, die Mindestgeschwindigkeit bei 30 km/h.

Als Hauptproblem bei dem getesteten Tragschrauber erwies sich jedoch die geringe Nutzlast von maximal 210 kg. Weiterhin besteht eine rechtliche Hürde in der Luftfahrtbestimmung, wonach bewohntes Gebiet mit Ultraleichtflugzeugen und Tragschraubern grundsätzlich nicht im Tiefflug überflogen werden darf. Das Innenministerium Brandenburg plante daher eine Ausnahmeregelung für Polizeiflüge. In einem umfassenden Abschlussbericht zur mit Erfolg abgeschlossen Phase II des Projekts wurde ein Rechtsgutachten zum „Einsatz von Tragschraubern bei Behörden mit Sicherheitsaufgaben (Polizei)“ erstellt. Im Ergebnis wurden keine rechtlichen Schranken für den Einsatz erkannt. Das Projekt wurde bis zur Entscheidung des Innenministers mit Erfolg in einer dritten Phase fortgeführt.

 

2012 testete das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) zusammen mit dem THW den Einsatz von Tragschraubern für die Bekämpfung von Katastrophen (v.a. als Erkundungshilfsmittel).

 
 
Tragschrauber und Helikopter der kurdischen Polizei

Seit 2009 wurden mehrere Projekte in Kurdistan, Irak realisiert. 2010 wurde der erste Tragschrauber an den kurdischen Innenminister Karim Sinjari übergeben. Ziel der Projekte ist es, einerseits Piloten auszubilden, die für das Innenministerium die An- und Abflugwege der Flughäfen in Erbil, Sulaimaniyya und Dohuk vor terroristischen Übergriffen überwachen. Andererseits bilden diese auf den Tragschraubern ausgebildeten Piloten das Rückgrat der gesamten Pilotencrew der kurdischen Polizei und werden in einem nächsten Schritt zu Helikopterpiloten (auf Eurocopter EC 120 B) ausgebildet.

 

Schon im Jahre 1934 tauchte ein Autogyro im Film Es geschah in einer Nacht auf, ebenso in Die 39 Stufen von 1935. Besonders bekannt wurde der Tragschrauber durch den James-Bond-Film Man lebt nur zweimal („Little Nellie“) sowie durch Mad Max 2. In der Fernsehserie Das A-Team fliegt H. M. Murdock am Anfang der letzten Staffel einen Tragschrauber und begründet das mit den Worten: „Das habe ich mal in einem James-Bond-Film gesehen. Seitdem habe ich immer einen Hubschrauber im Koffer dabei.“

Sport- und Hobbypiloten

Tragschrauber werden heute fast nur noch zu Hobbyzwecken geflogen, wo sie wegen des niedrigen Anschaffungspreises und der geringen Betriebsmittelkosten beliebt sind. Im Oktober 2003 wurde in Deutschland erstmals einem Tragschrauber die Musterzulassung als Ultraleichtflugzeug erteilt. So zugelassene Tragschrauber dürfen dort mit der Sportpilotenlizenz geflogen werden. Besitzer einer solchen Lizenz für herkömmliche Ultraleichtflugzeuge müssen dazu eine Zusatzprüfung ablegen, es ist jedoch auch möglich, die Ausbildung ausschließlich auf Tragschraubern zu absolvieren.